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2016

Transparenzbericht private berufliche Vorsorge: Nachfrage nach Vollversicherung übersteigt Kapazität der Lebensversicherer

Das Prämienvolumen der privaten Schweizer Lebensversicherer im Bereich der beruflichen Vorsorge betrug 2015 24,8 Milliarden Franken. Das Volumen wuchs mit 0.7 Prozent nicht einmal halb so stark wie im Vorjahr. Dies widerspiegelt die gesunkene Kapazität und Bereitschaft der Lebensversicherer, neues Geschäft in der Vollversicherung zu zeichnen. Die Lebensversicherer erwirtschafteten total Erträge in der Höhe von 8,5 Milliarden Franken. Davon flossen 92,5 Prozent den Versicherten zu. Aufgrund des auf Tiefstwerte abgesunkenen Zinsniveaus stehen die Lebensversicherer vor grossen Herausforderungen.

Die acht von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA beaufsichtigten Lebensversicherer, die in der beruflichen Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge tätig sind, spielen eine wichtige Rolle. Sie verwalten rund ein Fünftel aller Vorsorgegelder (192 von 967 Milliarden Franken, Stand Ende 2014). Sie versichern fast die Hälfte der vier Millionen aktiven Versicherten und bedienen rund ein Fünftel der 1,07 Millionen Rentner (Stand Ende 2014). Die Versicherer übernehmen von den Vorsorgeeinrichtungen ganz (Vollversicherung) oder teilweise (Risikorückdeckungen) die Deckung der Risiken und bewirtschaften Vorsorgegelder. 2015 wuchs das Prämienvolumen bei den Lebensversichern mit 0,7 Prozent nur noch sehr geringfügig. Dies ist Ausdruck dafür, dass die Lebensversicherer den Zufluss an Neugeschäft für die Vollversicherung immer stärker beschränken. Zusätzliche Kapazität wird von keinem Lebensversicherer angeboten und neue Anbieter gab es seit Inkrafttreten des BVG keine. Die Gründe für diese Zurückhaltung der Anbieter dürfte in der Kapitalintensität des Geschäfts, den dabei regulatorisch beschränkten Gewinnmöglichkeiten und den im heutigen Umfeld hoch erscheinenden obligatorischen Umwandlungs- und Mindestzinssatz liegen. Die Folge daraus ist, dass viele Vorsorgeeinrichtungen überhaupt keine Vollversicherungslösung finden. Die Nachfrage übersteigt in diesem Bereich das Angebot.

92,5 Prozent der Erträge flossen an die Versicherten zurück

Im Spar-, Risiko- und Kostenprozess erwirtschafteten die in der beruflichen Vorsorge tätigen privaten Lebensversicherer 2015 insgesamt Erträge in der Höhe von 8,5 Milliarden Franken. In Form von Versicherungsleistungen, Erhöhungen der technischen Rückstellungen und Überschussbeteiligungen flossen diese zu 92,5 Prozent an die Versicherten zurück. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestquote liegt bei 90 Prozent (siehe auch Faktenblatt zur Mindestquote).

 
Die Lebensversicherer verzeichneten auch 2015 ein positives Betriebsergebnis in der beruflichen Vorsorge. Es lag für die acht in diesem Bereich aktiven Gesellschaften bei insgesamt 638 Millionen Franken. Das Jahresergebnis aus dem Geschäft der beruflichen Vorsorge fliesst in das Unternehmensergebnis ein. Die Unternehmen entscheiden dann über die Verwendung des Ergebnisses.

Spar- und Risikoprozess: Rückstellungen verstärkt zur Sicherung der Renten

Die privaten Lebensversicherer erwirtschafteten 2015 im Sparprozess Anlageergebnisse, deren Renditen sich im Rahmen der vergangenen Jahre bewegten. Zwischen 2005 und 2015 betrug die durchschnittliche annualisierte Nettokapitalanlagerendite 3,0 Prozent pro Jahr. Die Performance unter Einbezug der Wertveränderungen der Kapitalanlagen betrug 2015 noch 1,9 Prozent, nach hohen 8,6 Prozent im Jahr zuvor und einem leicht negativen Prozentwert im Jahr 2013. Diese Schwankungen zeigen, wie stark die Versicherer den Kapitalmarktrisiken ausgesetzt sind. 

 

Nachdem 2013 die Schadenbelastung noch um 21 Prozent zugenommen hatte, ging sie 2014 um 13 Prozent und 2015 um 5 Prozent zurück. Dieser Rückgang bei leicht verminderten Prämieneinnahmen führte 2015 zu einer Schadenquote von 55 Prozent im Risikoprozess. Dank der insgesamt positiven Ergebnisse konnten die versicherungstechnischen Rückstellungen für Verpflichtungen aus Alters- und Hinterbliebenenrenten um insgesamt 1740 Millionen Franken verstärkt werden. Das auf Tiefstwerte abgesunkene Zinsniveau lies die Kapitalanlagerendite erodieren. In der Folge senkten die Lebensversicherer den technischen Zinssatz für die Berechnung der Rentendeckungskapitalien auf ein Niveau von durchschnittlich 1,6 Prozent.

Kostenprozess: Weiterer Rückgang der Pro-Kopf-Kosten

Die ausgewiesenen Betriebskosten pro Kopf sind im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um fünf Prozent gesunken. Die Kosten sind damit das achte Jahr in Folge rückläufig. Lagen die Pro-Kopf-Kosten 2007 noch bei 462 Franken, so beliefen sich diese 2015 auf 337 Franken. 

FINMA sorgt für Transparenz

Zum elften Mal legt die FINMA einen umfassenden Bericht über die Betriebsrechnung für die berufliche Vorsorge der privaten Schweizer Lebensversicherer vor. Mit dieser Publikation sorgt die FINMA für Transparenz bei wichtigen Kennzahlen wie Kosten, Ausschüttung und Kapitalanlagen. Die Daten zeigen Stärken und Schwächen der Marktteilnehmer und geben den Unternehmen, die bei privaten Lebensversicherungen Vorsorgeschutz suchen, eine Vergleichsmöglichkeit. 

Aufgaben der FINMA

Die Aufsicht der FINMA ist darauf ausgerichtet, die Sicherheit und gesetzeskonforme Verwendung der Gelder zu gewährleisten, die den Lebensversicherern im Bereich der beruflichen Vorsorge anvertraut sind. Die garantierten Versicherungsverpflichtungen sind einerseits umfassend mit Vermögenswerten im separaten gebundenen Vermögen gedeckt. Dabei gelten strenge Anlagevorschriften zur Qualität der Werte, zur Risikostreuung, zu den zulässigen Anlagekategorien sowie zu Risikomanagement und Bewirtschaftung. Andererseits muss jeder Lebensversicherer über ausreichende, vorsichtig berechnete versicherungstechnische Rückstellungen verfügen, um jederzeit den Versicherungsverpflichtungen nachkommen zu können. Ziel ist, den nachhaltigen Schutz der Versicherten sicher zu stellen. Und nicht zuletzt hat der Lebensversicherer Eigenkapital zur Gewährleistung einer hohen Sicherheit der Ansprüche der Versicherten zu halten. Dieses wird wie für alle anderen Versicherungssparten mit dem Schweizer Solvenztest SST bestimmt.

 

Begriffserklärung:


Sparprozess: Der Sparprozess beinhaltet die Verzinsung der Altersguthaben, die Umwandlung der Altersguthaben in Altersrenten sowie die Abwicklung der Alters- und Hinterbliebenenrenten als Aufwand. Der Ertrag im Sparprozess besteht aus den erzielten Nettokapitalanlageerträgen.

Risikoprozess: Der Aufwand im Risikoprozess beinhaltet die Auszahlung von Todesfall- und Invaliditätsleistungen (in Form von Kapitalleistungen und Rentenzahlungen). Der Ertrag im Risikoprozess entspricht den Risikoprämien.

Kostenprozess: Der Ertrag im Kostenprozess entspricht den Kostenprämien. Der Aufwand im Kostenprozess wird durch die Aufwendungen für Vertrieb und Verwaltung von Vorsorgelösungen sowie damit verbundenen Beratungs- und Serviceleistungen bestimmt.

Betriebsergebnis: Anteil des Lebensversicherers am kumulierten Ergebnis aus den drei Prozessen, nachdem der Anteil der Versicherten dem Überschussfonds zugewiesen wurde. Er dient der Sicherung der Solvenz und der Entschädigung der Eigenkapitalgeber.

Nettokapitalanlagerendite: Quotient aus den Bucherträgen abzüglich Vermögensverwaltungskosten der Kapitalanlagen und dem durchschnittlichen Buchwert der Kapitalanlagen.

Zusammensetzung des Prämienvolumens:

  • Individuell eingebrachte Altersguthaben, grösstenteils aus Diensteintritten
  • Eingebrachte Altersguthaben aus Neuanschlüssen und Vertragsübernahmen
  • Einmaleinlagen für übernommene Alters- und Hinterbliebenenrenten
  • Einmaleinlagen für übernommene Invalidenrenten
  • Einmaleinlagen für Freizügigkeitspolicen - Sparprämien zur Äufnung der Altersguthaben
  • Risikoprämienfür die Risiken Tod und Invalidität
  • Kostenprämien für Verwaltungs-, Service- und Beratungsdienstleistungen 

In die drei Prozesse (siehe oben) fliessen nur die Risiko- und Kostenprämien. Alle andern Prämien werden direkt dem Altersguthaben der Versicherten sowie dem Deckungskapital der Rentenbezüger gutgeschrieben.

Technischer Zinssatz:Der technische Zinssatz ist der Zinssatz, der für die Berechnung des Deckungskapitals von Renten verwendet wird. Da die einzelnen Renten erst in der Zukunft fällig werden, müssen sie über den Zeitraum ihrer Auszahlung zurück bis zu ihrem Umwandlungszeitpunkt abgezinst werden. Je tiefer der technische Zinssatz, desto höher das Deckungskapital und damit die Sicherheit der zukünftig auszurichtenden Renten.

 


 

Berufliche Vorsorge bei Lebensversicherungsunternehmen

Bericht über die Transparenz in der Betriebsrechnung 2015

Zuletzt geändert: 30.09.2016 Grösse: 0.76  MB
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