Risikosituation im Zusammenhang mit Geldwäscherei

Der Finanzplatz Schweiz ist ein weltweit führender grenzüberschreitender Vermögensverwaltungsstandort für Privatkunden. Dadurch ist er Geldwäscherei­risiken besonders ausgesetzt. Verletzungen von Aufsichtsrecht können für Finanzinstitute sowohl im Ausland als auch in der Schweiz erhebliche Sanktionen und Reputationsschäden zur Folge haben. Grosse internationale Geldwäschereifälle der Vergangenheit, die auch einen Bezug zur Schweiz hatten, verdeutlichen die entsprechenden Risiken.

Insbesondere aufgrund sinkender Margen könnten Finanzinstitute den Geschäftsentscheid treffen, rentable Neukunden aus relativ risikoreichen Schwellenländern mit hoher Korruptionsgefahr aufzunehmen. Die jüngeren globalen Korruptions- und Geldwäschereiskandale (etwa im Zusammenhang mit dem malaysischen Staatsfonds 1MDB oder den Erdölunternehmen Petrobras in Brasilien und PDVSA in Venezuela) zeigen, dass die Risiken für Finanzinstitute im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft hoch bleiben, obwohl viele Institute ihre Geldwäschereiprävention in letzter Zeit weiter verbessert haben, vermehrt verdächtige Kunden erkennen und diese der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) melden. Involviert in die mit Korruption und Veruntreuung verbundenen Finanzflüsse sind neben vermögenden Privatkunden, die oft als politisch exponierte Personen qualifizieren, auch staatliche oder staatsnahe Betriebe sowie Staatsfonds. Die Komplexität der Strukturen, insbesondere bei der Verwendung von Sitzgesellschaften, kann die Geldwäschereirisiken erhöhen.

Zu diesen «traditionellen» Geldwäschereirisiken kommen neue Risiken im Bereich der Blockchain-Technologie und jener digitalen Vermögenswerte hinzu, die auf ein steigendes Interesse bei den Kunden stossen. Einerseits ermöglichen die neuen Technologien Effizienzsteigerungen im Finanzbereich, andererseits kann sich die Geldwäscherei- und Terrorismusfinanzierungsgefahr aufgrund der potenziell grösseren Anonymität sowie aufgrund der Geschwindigkeit und grenzüberschreitenden Natur der Transaktionen akzentuieren. Missstände bei im Fintech-Bereich tätigen Finanzinstituten könnten die Reputation des Finanzplatzes stark beeinträchtigen und die Entwicklungen im Zuge der Digitalisierung bremsen.

In der Aufsicht über die Geldwäschereibekämpfung setzt die FINMA eine vollständig revidierte Prüfmethode ein. Diese fokussiert stark auf die materielle Einhaltung der Pflichten nach Geldwäschereigesetz. Der Umfang der individuellen Prüfung hängt jedoch vom Risiko des zu prüfenden Finanzinstituts ab. Die FINMA wird sich zudem stark auf das Risikomanagement bei Finanzinstituten konzentrieren, die staatsnahe Kunden betreuen. Im Bereich von digitalen Vermögenswerten verlangt die FINMA, basierend auf einem technologieneutralen Ansatz, die Einhaltung mindestens gleich hoher Standards wie im herkömmlichen Geschäft.

 

(Aus dem Risikomonitor 2019)

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